Paradising. Warum wir eine alte Vorstellung für die Zukunft zurückerobern wollen!

Dr. Sarah Köhler und Dr. Constantin Gröhn versuchen hier eine alte Vorstellung für die Zukunft neu zu füllen. Die Zeit ist reif, sich ureigene religiöse Vorstellungen zurückzuerobern und mit neuen Sprachbildern aus der narrativen Endlosschleife auszubrechen.

„Paradising” ist ein Diskussionspapier um die Auseinandersetzung von kirchlichen Narrativen und zur Bereicherung des Diskurses um die Chiffre „Bewahrung der Schöpfung”. 

Aus den „Einleitenden Gedanken”

Am Anfang war die Verlockung: Eine Hand, ein Plan, eine Frucht. Oder war es die Flucht nach vorn?

Die Idee von Paradising entstand während der Vorbereitung einer Tagung mit dem Titel: „Zukunft angesichts der ökologischen Krise. Theologie neu denken“.1 Eine Frage im Rahmen dieser Tagung war, ob unsere Bilder und Narrative von Gott, vom Menschen, von der Mitschöpfung noch stimmen. Vor allem das Selbstbild des Menschen in der kirchlich geprägten Chiffre „Bewahrung der Schöpfung“ stand zur Diskussion.2 Ist beispielsweise die Schöpfung, wie die Begrifflichkeit suggeriert, auf den Menschen als Gegenüber angewiesen? Oder ist es nicht eher andersherum? Das, was wir retten, rettet letztlich uns, und hier müssen wir uns bewähren? Wo werden der Ruf zur Verantwortung und die Frage nach Gerechtigkeit konkret? Und welche Narrative erzeugen eindrückliche Bilder?

Die Zeit ist reif, sich ureigene religiöse Vorstellungen zurückzuerobern und aus der narrativen Endlosschleife mit neuen Sprachbildern auszubrechen. Dabei stießen wir auf das Bild des Paradiesgärtners, der Paradiesgärtnerin, welches in der Bibel in Genesis 2-3 ausgeführt wird und worin wir – als Menschheit – in gewisser Weise in die Welt entlassen worden sind. Nun sind das Gärtnern und die Verbindung dazu nicht für jeden alltäglich oder eindrücklich. Die gartenunabhängige Mitarbeit am Paradies löste die Kollegin Marianne Spieweg, Referentin für Nachhaltigkeit der Diakonie Deutschland, daher mit dem Neologismus Paradising.

Hierzu möchten wir im Folgenden ein Konzept umreißen, das die Theologie und die Anthropozän-Debatte als Basis nimmt und sich der Frage zuwendet, wie Menschsein im Garten Eden der Schöpfung gedacht werden kann. Dabei setzen wir mehr noch als bei der Verantwortung bei der Sehnsucht an, der Sehnsucht nach einer Welt, in der Leben und Zerstören nicht mehr Hand in Hand gehen.

Das Ziel ist eine Debatte.

Bibliographische Angaben

Köhler, Sarah / Gröhn, Constantin (2021): Paradising. Warum wir eine alte Vorstellung für die Zukunft zurückerobern wollen! Werkstatt Ökonomie: Heidelberg, September 2021, 40 Seiten