Nach der Berliner Konferenz von 1884 und die daraus resultierende koloniale Aufteilung erlebte der afrikanische Kontinent ab Mitte der 1950er Jahre eine Welle der Dekolonisierung, die in formale Unabhängigkeiten mündete. Diese vermochte es jedoch nicht, der politischen Einflussnahme der Kolonialmächte und ihrer Verbündeten auf die nachkolonialen Entwicklungen ihrer Kolonien ein Ende zu setzen. Damit ging der koloniale Zugriff auf agrarische, energetische und mineralische Rohstoffe ungehindert weiter. Für die Kirchliche Arbeitsstelle Südliches Afrika, die aus der Antiapartheidbewegung entstand, gehört die Auseinandersetzung mit kolonialen Kontinuitäten zur Kernaufgabe. Drei Dimensionen sind von zentraler Bedeutung:
- Politische Dekolonisierung: die politischen Unabhängigkeiten sind unvollständig geblieben.
- Ökonomische Dekolonisierung: die überkommenen Wirtschafts- und Exportstrukturen machen die ehemaligen Kolonien verwundbar.
- Epistemische Dekolonisierung: afrikanische Erfahrungen und Wissenssysteme und deren mögliche Beiträge zum Wiederaufbau afrikanischer Gesellschaften, werden nach wie vor abgewertet.
Die WÖK will die Potentiale der Dekolonisierung sichtbar machen.
Schwerpunkte & Projekte

Grüner Kolonialismus
Namibia will seine Potentiale an Solar- und Windenergie nutzen und ein führender Standort für die Produktion und den Export grünen Wasserstoffs werden. Deutschland will seine Energieversorgung diversifizieren und die Wirtschaft dekarbonisieren. Was sich nach einer Win-Win-Partnerschaft anhört, birgt für Namibia viele Gefahren ökologischer und ökonomischer Natur. Die Werkstatt Ökonomie will über die Gefahren eines neuen Energie-Kolonialismus unter dem Deckmantel der grünen Revolution aufklären und zusammen mit anderen deutschen und namibischen Organisationen Wege zur Energiegerechtigkeit aufzeigen.
Völkermord verjährt nicht
Das zivilgesellschaftliche Bündnis “Völkermord verjährt nicht!” setzt sich für die offizielle Anerkennung des Genozids in der ehemaligen Kolonie „Deutsch-Südwestafrika“, dem heutigen Namibia, durch die Bundesrepublik Deutschland und für eine regierungsseitige Bitte um Entschuldigung ein. Wir erklären uns solidarisch mit der Forderung der Ovaherero und Nama nach symbolischer und materieller Wiedergutmachung für das unermessliche Leid, das erlittene Unrecht und die gravierenden Verluste an Hab und Gut. Den Betroffenen Gehör zu verschaffen, ihnen eine Plattform zu bieten, ist oberste Priorität für unsere Solidaritätsarbeit.